Freitag, 21. März 2014

Nach der Filmnacht ist vor der Filmnacht!

Die erste Stuttgarter Filmnacht ist nun vorbei und wir wollen hier einige Punkte offen ansprechen. Das Event kam insgesamt sehr gut an, war praktisch ausverkauft - aber es war noch nicht alles daran perfekt - das wollen wir auch nicht verheimlichen.
Vorab, das gesamte Event startete praktisch bei Null und tatsächlich mit Null Budget. Alles was wir bis gestern präsentiert haben, war das Ergebnis von Idealismus und Eigeninitiative der Macher und vom CinemaxX. Dafür war´s großartig und ein richtig toller Abend.

Meine (Selbst)Kritik für diesen Abend:

Technische Fehler


Im Gegensatz zu anderen Film-Events haben wir (bis auf den letzten Beitrag) alle Filme als professionelle DCP Dateien abgespielt, um höchste Qualität zu leisten. Den Unterschied zwischen der auf solchen Events oft üblichen Projektion von einem BluRay  / PS3 Player und einer professionellen Projektion konnte gestern Abend am Beispiel des letzten Filmes gut gesehen werden. Es liegen Welten dazwischen - und der Aufwand lohnte sich. Die Wandlung von den üblicherweise angelieferten MPEG-4 Dateien in professionelle DCP Dateien ist eine teure und/oder zeitaufwendige, kniffelige Arbeit, die den Jörg einige Nachtschichten und seinen heilen PC gekostet haben. Wir haben deshalb dankbar einige bereits fertig gestellte DCP Dateien von Filmemachern angenommen.

Diese Dateien müssen wir in Zukunft besser und genauer prüfen, um Fehler bei der Projektion zu verhindern.

Bei der DCP Datei werden neben Ton-/Bildsignal auch Steuerungsdateien für den Projektor mitgeliefert. Bei einigen Filmen waren diese Steuerungsdateien fehlerhaft oder nicht stimmig mit dem vorhandenen Equipment (was zugegeben auch ein schwierige Sache ist) eingestellt. Wenn der Film dann gespielt wird, kann es zum leichten oder stärkeren Beschnitt des Bildes kommen. Merkt man den Fehler rechtzeitig, kann man die Steuerung manuell überschreiben und den Film korrekt abspielen - wir sind davon ausgegangen, dass die Daten soweit korrekt angelegt sind und haben deshalb zwei Tage vor dem Event die eingereichten DCP´s nur auf deren Abspielbarkeit geprüft, nicht jedoch auf das volle Bildformat und eventuelle Fehler bei der Ansteuerung des Projektors. Der Beschnitt ist jetzt nicht wesentlich. Es fällt auch nur dann überhaupt auf, wenn man a) als Filmemacher das komplette Ergebnis kennt oder b) durch diesen Beschnitt wichtige Details nicht zu sehen sind.

Dies war bei einem Film der Fall, die Untertitel im Film waren dadurch unleserlich. Dazu muss ich aber sagen, dass ich den Film mehrfach mit Untertiteln gesehen habe und für mich dieser eindringliche Film ausgezeichnet und sogar noch dramatischer ohne die Untertitel gewirkt hat, da es die Stimmung perfekt unterstrichen hat. Das mag der Filmemacher anders sehen - auf jeden Fall wird uns so ein Fehler in Zukunft nicht mehr unterlaufen.

Dauer und Ablauf - weniger ist mehr

Wir haben uns für drei Blöcke mit Filmen entschieden, da das Anschauen von mehreren Kurzfilmen mit völlig unterschiedlichen Themen weitaus anstrengender ist als einen zusammenhängen Film anzusehen. Diese Entscheidung halte ich nach wie vor für richtig. Wir wollten zudem möglichst viele der durchweg ausgezeichneten Einreichungen zeigen, das war wohl ein Fehler.

Zukünftig werden wir statt 3 vollen Stunden Programm maximal 2 Stunden Programm zusammenstellen. Und es wird dann bei zwei Stunden Dauer auch nur eine Pause geben.

Von  Filmblock zu Filmblock wurden es weniger Zuschauer - sehr schade da gerade im letzten Blog wesentliche Highlights des Abends gezeigt wurden. Der Schwund der Zuschauer lag aber eindeutig NICHT am Desinteresse oder dem fehlenden Durchhaltevermögen der Stuttgarter, sondern vielmehr an den öffentlichen Verkehrsmittel/-verbindung und der Tatsache, das die Filmnacht unter der Woche stattfand. Sorry for all the early birds...

Zukünftig werden wir entweder wesentlich früher mit der Filmnacht anfangen und/oder diese auf das Wochenende verlegen. Toll fand ich die angeregte Kommunikation unter allen Anwesenden, perfekt untermalt von der Live Musik von Lee'Oh samt Gitarrist - und gelockert durch den Empfangssekt, spendiert vom CinemaxX. Wir hätten uns vielleicht leichter getan, die Anwesenden mehr miteinander quatschen zu lassen als so viele Filme zu zeigen. Die Stimmung im Foyer war auf jeden Fall genial.

Moderation

Zwei junge Schauspieler - mitten in der Ausbildung, aber mit guter Erfahrung als Moderatoren und sicherlich sehr bühnensicher - wurden gestern Abend sehr kurzfristig und somit wenig vorbereitet in den Löwenkäfig aus Filmemachern und Schauspielern geworfen. Filmemacher sind alles andere als pflegeleicht (manche nennen sie sogar schwierig bis kauzig) und natürlich in der Kommunikation über ihr Werk sehr sensibel. Selbst langjährige Moderationsprofis scheitern regelmäßig und hochbezahlt im TV im Dialog mit Filmemachern und Schauspielern. Schön war zu sehen wie die beiden aus dem ersten, etwas verunglückten Filmblock gelernt haben und souverän durch die anderen beiden Blöcke geführt haben. Dafür nochmals meinen Dank und mein Kompliment - und die Bitte um Nachsicht was den ersten Teil anging.

Zukunft

Ich habe in dem Text öfters erwähnt was wir beim nächsten Mal besser machen werden - was ein nächstes Mal voraussetzt. Ich persönlich werde alles für mich mögliche tun, um das Event fortzusetzen und diese Plattform zu erhalten. Warum? Für mich selbst und meine Arbeit war es eine wesentliche und wichtige Erfahrung zu sehen wie unterschiedlich ein Film auf der großen Leinwand im Vergleich zum kleinen Monitor eines PC oder TV funktioniert. Mich hat der Abend sehr geprägt und er wird meine Arbeit in der Zukunft beeinflussen und weiter verbessern. Am eigenen Beispiel lernt man am besten was bei Youtube / Vimeo und was auf der Kinoleinwand funktioniert - oder eben nicht funktioniert. Ein Film, der auf beiden Medien gleich gut wirkt ist ein umso größeres Meisterwerk. Bei einigen der eingereichten Filme hatte ich persönlich bei der Sichtung am PC den zuerst falschen Eindruck, dass diese ein klein wenig langatmig inszeniert und geschnitten sind - auf der großen Leinwand haben gerade aber diese Filme am besten funktioniert. Das heißt diese Filme gehören definitiv nicht (nur) ins Internet, sondern müssen auf der großen Leinwand gezeigt werden. Das habe ich für andere Filmemacher an diesem Abend bewirken können - und auch deshalb werde ich meine Arbeit an diesem Event mit noch größeren Eifer (und jetzt durch alle ausgetretenen Fettnäpfchen geschult) fortsetzen.

Gerne könnt ihr alle mir / uns Eure Meinung über den Abend mitteilen - wir werden sicherlich in den nächsten Wochen alles lesen, nicht alles beantworten und sicherlich nicht alles berücksichtigen - aber ich werde für jedes Feed Back dankbar sein.